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  • Writer's pictureCaspar Schlenk

„Die Hütte brannte bei uns“

Therese Köhler, heycater!

Es klaffte ein Loch. Wir hatten über Jahre positiv im Vordergrund gestanden – und ich habe die guten Neuigkeiten über mein Startup heycater! voller Stolz nach außen verkündet. Ausführliche Berichte waren in vielen Medien erschienen, die Leute gratulierten mir.



Doch dann kam eine Zeit, in der es keine tollen News mehr zu verkünden gab und keine Erfolge, über die ich hätte erzählen können. Im Gegenteil. Die Hütte brannte bei uns, und zwar lichterloh.


Auf einmal versuchte ich mit allen Mitteln wie eine Mutter ihr Kind zu schützen und zu vermeiden das ja einer von außen Wind bekommt von unserer desaströsen Lage. Wir waren uns intern immer wieder uneinig, es mangelte an einer klaren Vision und das Geld ging uns langsam aus. Die offensichtlichen Limitationen stellten mich vor die Entscheidung meines Lebens. Vier meiner engsten Mitarbeiter warteten damals in einem Meetingraum auf mich und setzten mir die Pistole auf die Brust: Ich sollte in den nächsten 24 Stunden mein Unternehmen verlassen. Sie drohten, dass sonst das ganze Team kündigen würde.


In den folgenden Tagen lief ich vor allem durch die Straßen und rauchte eine Kippe nach der nächsten. Ich versuchte die Dinge zu klären. In den vielen Gesprächen sagten mir einige Freunde: „Resi, verlass doch das sinkende Schiff.“ Von anderen hieß es: „Du kannst die Firma doch jetzt nicht verlassen, das ist dein fucking Unternehmen.“



Mit viel Ruhe schaffte ich es, die Situation zu überwinden und blieb an Bord. Doch ich merkte auch, dass Wunden geblieben waren. Lange Zeit später sprach ich vor einer Runde von Unternehmensberatern über die ganzen Ultra-Fuckups dieser Zeit.


Und ich merkte plötzlich, wie befreiend es sein kann, offen zu sprechen. Sich verletzlich zu zeigen, erzeugte plötzlich bei mir ein Gefühl der Stärke. In einem Linkedinpost beschrieb ich die Situation noch einmal – und bekam unzählige Rückmeldungen, ich war baff. Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mir sagten: „Ich wusste gar nicht, dass das so krass war.“ Und vor allem von anderen Menschen, die ebenfalls ein Startup gegründet hatten und schrieben: Das ist mir auch passiert. Darunter viele namhafte Tech-Unternehmer.



Mit diesem offenen Umgang konnte ich die Vergangenheit verarbeiten. Mein Startup heycater!, das eine Catering Plattform für Firmenkunden anbietet, lief in der Zeit danach wieder, es ging bergauf. 2020 sollte unser großer Durchbruch gelingen.


Und dann kam Corona und die Menschen waren nicht in ihren Büros, um dort Essen zu bestellen. Alles krachte wieder ein, doch wir fanden unseren Weg. Ich glaube, durch die Erfahrungen, die wir in unser ersten großen Krise mitgemacht haben, sind wir gewachsen – und können diese neue Krise besser überstehen.




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