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  • Writer's pictureCaspar Schlenk

„Es braucht mit den Menschen meist ein paar Stunden, bis sie ihre Verletzlichkeit zeigen können“

Julius Bachmann, Founder Coach

Manche Erlebnisse kommen noch Jahre später wieder hoch. So habe ich kürzlich mit zwei Gründern zusammengearbeitet, der eine erinnerte sich an eine kleine Begebenheit aus der Vergangenheit – und sagte: „Ich dachte damals, dass du mich nicht ernstnimmst.“ Die Szene hatte für ihn immer noch eine Riesenbedeutung. Dem anderen fiel alles aus dem Gesicht. Ihm war nicht bewusst, was er mit ein paar wenigen Worten damals angerichtet hatte.



Bei meiner Arbeit als Startup-Coach merke ich oft, wie selbst bei gut eingespielten Teams die Probleme und ungeklärten Dinge sich über die Jahre festgesetzt haben. Wie sinnvoll es sein kann, auf dem anstrengenden Weg, jemanden zu haben, der einen begleitet, diese Erkenntnis ist sich auch in der Gründerszene erst vor wenigen Jahren angekommen. Denn die Aufgaben könnten sich nicht schneller ändern, an dem einen Tag werkelt man noch zu zweit an der Idee und nur wenige Jahre später muss die Person schon ein Team mit 300 Mitarbarbeiterinnen und Mitarbeitern führen. Und das alles mit Anfang 20.


Oft fehlt es an Menschen, mit denen Gründerinnen und Gründer sprechen können. Sie waren vielleicht noch nie angestellt, konnten sich nicht abschauen, wie ihre vorherigen Chefinnen und Chefs mit den Situationen umgegangen sind, können den Führungsstil nicht von anderen lernen. Eine eigene Haltung zu entwickeln, ist für viele der letzte und wichtige Schritt des Erwachsenwerdens.


Gleichzeitig ist nicht immer leicht sich zu öffnen, denn schon im Laufe der harten Gründungs-Anfangszeit muss man seine Idee, sein Baby gegen die Zweifel aus der Familie und den ersten angesprochenen Geldgebern verteidigen. Man baut eine Verteidigung auf, eine Schutzhülle. Es braucht mit den Menschen meist ein paar Stunden, bis sie ihre Verletzlichkeit zeigen können. Denn ich weiß durch meine Arbeit in einigen Startups: Alles geil läuft es nur in den Presseberichten.



Meine Arbeit sieht so aus, dass ich mit den Gründerinnen und Gründern oft mehrfach im Monat spreche. Oft hilft es ihnen schon, über die Dinge zu sprechen, ohne beurteilt zu werden. Mit einem Investor, der viel Geld in das Unternehmen gesteckt hat, kann man oft die Probleme nicht so gut ansprechen. Vor den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es auch schwierig. Und Freunde kennen die Situation im Zweifel nicht.


Zusammen entwickeln wir dann Zielsetzungen, zum Beispiel die Frage nach eigenen Vision. Die einfache Frage: Warum tue ich mir das an? Was ist das größere Bild meines Lebens? Schon das ist oft nicht einfach zu beantworten. Denn es ist klar: Diejenigen, die es nur auf das schnelle Geld abgesehen haben, werden es nicht schaffen eine langfristig erfolgreiche Firma aufzubauen. Sobald wir das Telefon auflegen, geht für die Gründerinnen und Gründer die eigentliche harte Arbeit erst los.


Meiner Beobachtung braucht es nicht immer ein Coaching, um sich weiterzuentwickeln. In einem Tagebuch über das eigene Handeln zu schreiben, hilft unglaublich bei der Reflektion. Auch darüber zu schreiben, wie hier im Keinhorn-Blog verändert die Stimmung in der jungen Unternehmenswelt, so melden sich immer mehr Gründerinnen und Gründer als Mikroinfluencer zu Wort, die ehrlich aus dem Gründungsalltag berichten - und so ein anderes Bild zeichnen. Das wieder anderen hilft, mit den Schwierigkeiten umzugehen.


Fotos: Leah Kunz, Protokoll: Caspar Tobias Schlenk



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